Testosteron

ist das wichtigste Sexualhormon des Mannes und ist für Knochen und Muskeln, für den Fett- und Zuckerstoffwechsel sowie die Blutbildung von immenser Bedeutung

kommt auch im weiblichen Körper vor, wobei es sich in Konzentration und Wirkungsweise unterscheidet

Die Auswirkungen von Testosteron auf meinen Körper

Durch Testosteron können verschiedene körperliche Veränderungen bewirkt werden:

  • die Körperbehaarung nimmt zu
  • der Bart wächst
  • die Stimme wird tiefer
  • es wird mehr Schweiß gebildet
  • manchmal wird die Brust ein wenig kleiner
  • die Gesichtszüge werden härter und
  • das Gewicht kann sich verändern.
  • Es kann zu Haarausfall und
  • veränderter Fettverteilung kommen
  • die Füße können wachsen
  • die Sehstärke kann sich verändern und
  • Muskeln können schneller aufgebaut werden.
  • Durch Testosteron wird deine Klitoris wachsen und das kann das Gefühl in deinen Genitalien verändern.
  • Das wiederum kann sich auf deine Sexualität bzw. auf das Sexleben von dir und deine*n Sexpartner*in(nen) auswirken.
  • Testosteron kann dazu führen, dass deine Vagina trockener wird.
  • Falls du dich beim Sex penetrieren (eindringen) lässt, kannst Du das mit (mehr) Gleitmittel ausgleichen.

Viele trans* männliche Personen erzählen, dass sich durch die Einnahme von Testosteron eine einschneidende Veränderung in ihrem Sexualtrieb erlebt haben und die Lust auf Sex stark zunehmen kann. Eine der ersten Veränderungen an deinem Körper durch die Testosteroneinnahme ist das Wachstum deiner Klitoris. Dies erfolgt schon innerhalb kürzester Zeit nach Beginn der Hormoneinnahme. Dieses Ereignis kann bewirken, dass sich deine gesamte Aufmerksamkeit nur auf diese Veränderung konzentriert. Deshalb erleben einige diese Zeit als besonders aktiv, weil sie sexuell sehr experimentierfreudig sind und vielleicht neue und bisher ungewohnte Interessen entwickeln.

Nicht nur der Körper verändert sich, sondern auch die Haltung und Einstellung, als auch die Beziehungen zu unterschiedlichen Geschlechtern. Gerade dann, wenn du experimentierfreudig bist und deine Veränderungen als Abenteuer und Herausforderung erlebst, kann es leicht passieren, dass du vielleicht auch Risiken eingehst, die du vorher nie eingegangen wärst. Bitte vergiss in dieser Zeit nicht, dass das Ausleben deiner Sexualität und deine sexuelle Gesundheit gleichberechtigt nebeneinanderstehen und das eine nicht ohne das andere über einen langen Zeitraum funktionieren wird.

Neben den Menschen, die einschneidende Veränderungen erleben, gibt es aber auch diejenigen, bei denen genau dieser Effekt ausbleibt bzw. wenig bis Garnichts passiert. Egal, wie sich die Einnahme der Hormone bei dir auswirkt: Kann dich das alles verunsichern, herausfordern oder auch enttäuschen. Da wir alle unterschiedlich sind, reagieren eben auch unsere Körper unterschiedlich. Lass deinem Körper und deiner Psyche Zeit, sich auf die unterschiedlichen Einflüsse, die von Innen und Außen auf dich einwirken, einzustellen.

Oft wird gesagt, dass das Gefühl „sich im falschen Körper zu befinden“ auf alle trans* Personen zutreffend ist. Aus unserer Beratungspraxis heraus können wir das so nicht bejahen. Wenn du in der Lage bist, deinen Körper so annehmen zu können, wie er ist, bist du damit nicht weniger trans* als diejenigen mit geschlechtsangleichenden OPs. Viele trans* männliche Personen erleben trotz oder gerade wegen ihrer Vagina, ihrer Klitoris sexuelles Vergnügen. Deshalb kann auch die Einnahme von Testosteron alleine, ohne chirurgische Eingriffe zu veranlassen, Gefühle der Dysphorie lindern.

Unabhängig von deiner Geschlechtsidentität solltest du, falls die Aussicht auf eine Schwangerschaft bestehen könnte, deinen Körper auch als einen Körper deines „biologischen“ Geschlechts behandeln. Im Klartext bedeutet das: Verhüte, wenn es um penetrativen (eindringenden) Sexualkontakt mit einem Penis und einer Vagina geht.

Und wichtig zu wissen für dich ist: All die Veränderungen können letztendlich auch Auswirkungen, wie du dich in deinem Körper fühlst, wie und welchen Sex du erleben und wie du angefasst werden möchtest, haben.

Der Weg der Transition ist nicht leicht. Hinzu kommt, dass Entscheidungen getroffen werden müssen, die nicht einfach zu treffen sind. Auch werden viele plastisch-chirurgischen Eingriffe nicht von der Krankenkasse übernommen und müssen von dir privat bezahlt werden. Bei manchen Entscheidungen, wenn sie denn eingeleitet sind, gibt es dann auch kein Zurück mehr. Deshalb solltest du dir für die Entscheidungen genügend Zeit und Raum lassen und vielleicht erst einmal kleine Schritte ohne größere Konsequenzen ausprobieren.

Eine weitere Auswirkung der Testosteroneinnahme ist, dass deine Vagina nicht mehr so viel Feuchtigkeit wir vor der Einnahme produziert, dass eindringender Sexualverkehr schmerzhafter wird oder dass du Ausfluss hast, der fälschlicherweise als ein Symptom einer STI gedeutet werden könnte. Keine Panik und keine Scham! Das können Nebenwirkungen sein. Denn die Hormone können den natürlichen Säuregehalt in der Vagina verändern, so dass du anfälliger für Blasenentzündungen und Infektionen bist. Hinzu kommt, dass ein verringerter Östrogenspiegel die Vaginal-Schleimhäute so beeinflusst, dass es zu winzig kleinen Rissen in der Schleimhaut während des Sexes kommen kann, die von dir unbemerkten und unentdeckt bleiben. Ebenso können die Schleimhäute des Mastdarms in gleicher Weise betroffen sein. Umso wichtiger ist es, Kondome und reichlich wasserlösliche Gleitmittel zu verwenden, um Verletzungen und letztendlich auch Infektionen (Ansteckungen) zu verhindern.

Diese Probleme scheinen in den ersten Jahren der Testosteroneinnahme häufiger vorzukommen. Stelle einfach sicher, dass du immer genug wasserlösliches Gleitmittel zu Verfügung hast. Ebenso kannst du auch durch das Auftragen einer Östrogensalbe, die sich nicht negativ auf deinen Testosteronspiegel auswirken wird, die Umstände entschieden beeinflussen und schmerzfreien Sex praktizieren. Und es ist wichtig, dass du mit deinem*deiner Arzt*Ärztin darüber sprichst. So können dir Hilfestellungen gegeben sowie auch Ängste und falsche Vermutungen genommen werden.

Solltest du dich gegen eine Hysterektomie entschieden haben, wird alle zwei Jahre empfohlen, einen transabdominalen Ultraschall zu machen, um sicherzustellen, dass keine Anomalien (Abweichungen) auftreten.