Da wir alle verschieden sind, gibt es nicht DEN Weg für deine Transition, deine Sexualität und dein Geschlecht, sondern es gibt unzählig viele, verschiedene Möglichkeiten und Wege.
Manche fühlen sich mit ihrem Körper wohl und sexy, für andere hingegen ist alles eine große Herausforderung, da sie mit ihren Körpern unzufrieden oder auch unglücklich sind. Für sie ist es vielleicht notwendig, nicht nur beim Sex bestimmte Körperteile auszublenden oder umzudeuten. Manchen ist es auch unangenehm oder unerträglich, an bestimmten Stellen angefasst zu werden, sie zeigen zu müssen oder dass andere darauf schauen. Andere wiederum zeigen sich nicht gerne, sind grundsätzlich schamhaft oder unsicher oder möchten sich vielleicht nicht ganz ausziehen. Beim Sex musst du nicht unbedingt nackt sein. Wenn es dir hilft, dann behalte Kleidungsstücke an, die das, was du nicht magst oder zeigen möchtest, verdecken.
Es kann auch helfen, Körperteile neu zu benennen. Veränderungen müssen nicht immer gleich mit teuren OPs herbeigeführt werden. Du kannst Körperteile auch ohne Operationen verändern, indem du z.B. einen Binder (Kompressionsshirt) trägst, der deine Brüste flach macht oder Silikonbrüste oder einen Pushup-BH mit Gelkissen trägst, um deine Brüste zu vergrößern.
Du kannst dir auch einen Dildo mithilfe eines Gurtes (Harness) umschnallen (Strap-On) und als deinen Penis bezeichnen, mit dem du penetrieren (eindringen) kannst. Du kannst dir auch ein Paar Socken oder einen Packer (Penisattrappe) in die Hose stopfen und als Penis bezeichnen. Inzwischen gibt es auch Silikonpenisse (Epithesen) zum Ankleben, deren Anfertigung manchmal von den Krankenkassen übernommen wird.
Schau einfach mal bei Online-Shops (transtoy.de, brueste24.de) nach, ob hier etwas Passendes für dich dabei ist. Wenn du lieber selbst stöbern magst, dann sind Sexshops mit eigenem trans* Sortiment oder eigener trans* Abteilung der richtige Ort dafür. Solltest du minderjährig sein, darfst du einen Sexshop nicht betreten. Du kannst aber einfach mal anonym anrufen und nachfragen, ob es auch für dich Alternativen gibt.
Im Laufe deiner Transition kann sich deine Sexualität verändern. Die Erfahrungsberichte aus Beratungen weisen darauf hin, dass trans* Personen, die Testosteron einnehmen, wahrscheinlich mehr Lust als früher, hingegen trans* Personen, die Östrogen und/oder Testosteronblocker einnehmen, wahrscheinlich eher weniger Lust als zuvor empfinden. Möglicherweise werden sich auch die Intensität und Reaktionen beim Orgasmus anders anfühlen als gewohnt. Durch die Hormonersatztherapie und durch die Operationen hervorgerufenen körperlichen Veränderungen werden wahrscheinlich ebenfalls deine sexuellen Empfindungen und Praktiken beeinflussen. Das, was dich gestern angeturnt, gereizt und gelockt hat, muss für heute oder morgen nicht mehr stimmig sein. Bei der Entdeckungsreise deiner für dich noch ungewohnten Sexualität kommt hinzu, dass du dich auch einer neuen persönlichen und sozialen Identität bemächtigen musst, da weibliche*, männliche* und non-binäre Personen in einer binären (zweigeschlechtlichen) und heteronormativ geprägten Gesellschaft eine bestimmte Rolle innehaben.
