Der Glaube oder die Religion spielt in deinem Leben vielleicht eine wichtige Rolle und gibt dir Halt, Gemeinschaft und Stabilität. Du erlebst vielleicht auch, dass es innerhalb einer Glaubens- und Religionsgemeinschaft die unterschiedlichsten Standpunkte und Glaubensüberzeugungen geben kann und Anhänger*innen und Gegner*innen sich in verbitterten Glaubenskämpfen verlieren können. Du kannst versuchen, die Vielfalt von Wert- und Glaubensvorstellungen transparent zu machen, aber auch respektvoll zu verdeutlichen, wie deine persönlichen Einstellungen hierzu sind. Es gibt nicht nur die EINE Religion, sondern viele, auch unterschiedliche Ausrichtungen, die gleichberechtigt nebeneinanderstehen, du aber auch kritisch mit der einen oder anderen Ausrichtung umgehst.
Entspricht deine geschlechtliche, sexuelle Identität oder sexuelle Orientierung nicht der Norm, so können dir überall, auch in deinem religiösen Umfeld queerfeindliche Äußerungen und Einstellungen begegnen.
In vielen religiösen Schriften wie z.B. in der Bibel oder im Koran gibt es keine eindeutigen Wahrheiten, wenn es um die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt geht. Da die Religionen sehr alt sind und von Übersetzungen, Interpretationen, Staatsformen, Haltungen sowie von gängiger Ethik und Moral abhängig waren und immer noch sind, sind auch die Auslegungen der Textstellen in den heiligen Schriften von den Einstellungen und Haltungen derjenigen geprägt, die diese vornehmen. Auch Theolog*innen, Gelehrte, Prediger*innen, Priester*innen, Imame*Imam*innen, Rabbiner*innen etc. sind leider nicht frei von Vorurteilen und Diskriminierungen. Und noch eines angemerkt: Den Begriff trans* u.a. wirst du in den heiligen Schriften auch nicht finden, da er relativ neu ist. Vielleicht wirst du aber Hinweise finden, die auf trans* deuten können.
Bevor du dich also in Glaubens- und Religionsstudien vertiefst oder dich Menschen deiner Religions- und Glaubensgemeinschaft anvertraust, ist es wichtig zu wissen, dass es vollkommen gesund und normal ist, LGBTIQ+ zu sein. Lass dir nichts anderes einreden und lass dich auch von niemand zwingen, deine Religion aufzugeben oder deine sexuelle oder romantische Orientierung oder Geschlechtsidentität zu bekämpfen oder (weg-)therapieren zu lassen.
