Tipps und Tricks für trans* Personen, die Sex für Geld haben

Sexarbeit von trans* Personen für Geld hat vielfältige Gründe, darunter Existenzsicherung und Geschlechtsanpassung. Risiken erfordern bewussten Umgang und Vorbereitung.

Grafisches Element, das Sexverkauf abstrahiert. Ein Dollar- und ein Eurosymbol über drei X.

Diese 5 Dinge solltest du über Sexarbeit/Prostituition wissen:

  1. Gründe für trans* Sexarbeit/Prostitution: Existenzsicherung, Geld für geschlechtsangleichende OPs, die von der Krankenkasse nicht bezahlt werden oder wenn ich keine Krankenversicherung habe.
  2. Risiken: Druck, nicht wählbare Sexpartner*innen, unterschiedliche Erwartungen.
  3. Vorsicht für ungeouteten Personen: aggressive Reaktionen können drohen.
  4. Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit Geburtsgeschlecht und Erwartungshaltungen.
  5. Sexarbeit/Prostitution erfordert bewusste, gut überlegte Entscheidung, um die Sicherheit und das Wohlbefinden nicht zu gefährden.

Geld für Sex oder Erotik nehmen, kann viele Gründe haben, weshalb du als trans* männliche oder trans* weibliche Personen in der Sexarbeit/Prostitution tätig bist. Manche machen ihre Lust (Sex zu haben) zu Geld, andere haben den Eindruck, nur so Sexpartner*innen kennenlernen zu können, da man sich im Alltag nicht traut, Menschen anzusprechen oder keine Möglichleiten sieht, jemanden kennenzulernen. Ganz andere gehen dieser sexuellen Dienstleistung nach, weil sie ihr Einkommen aufstocken (müssen), wiederum andere haben vielleicht gar keine Alternative/Perspektive.

Weitere Gründen sind z.B. auch, sich Hormone kaufen zu können, wichtige Operationen, die die Krankenkasse nicht bezahlt, selbst zu finanzieren, Klamotten und Schuhe sich leisten zu können, mal weggehen, ohne auf das Geld zu achten, die Familie zu unterstützen oder gar zu ernähren und vieles andere mehr.

Sex/Erotik für Geld oder Geschenke kann wiederum auch bedeuten, einen Sugar-Daddy oder eine Sugar-Mummy, eine*n Gönner*in, Förderer*Förder*in, Sponsor*in etc. zu haben, ohne dies gedanklich mit Prostitution oder Sexarbeit gleichzusetzen.

Sex/Erotik für Geld kann ebenfalls bedeuten, dass dein Selbstwertgefühl gestärkt wird, du Bestätigungen bekommst, körperliche Nähe zuzulassen, genießen und dich fallen lassen kannst, du ein Gefühl für deinen Körper bekommst, du dich sich auszuprobieren kannst und noch vieles mehr.

Es sollte aber auch erwähnt werden, dass Sex/Erotik für Geld nicht unbedingt immer Spaß macht. Dass die Sexpartner*innen nicht unbedingt ausgesucht werden können. Dass die Sexpartner*innen alkoholisiert, schlecht riechen, aggressiv, respektlos und gewalttätig sein können.

Sex/Erotik für Geld kann eben auch riskant sein. In einem Laufhaus oder Bordell ist der Schutz höher, weil es Schutzvorrichtungen durch die Betreiber*innen gibt, die meist gesondert bezahlt werden müssen. Alleine in Privatwohnungen, im Hotelzimmer, auf der Straße, in Parks, auf Autobahnraststätten also überall dort, wo wenig bis keine anderen Menschen sind, kann anonymer Sex/Erotik für Geld riskant werden. Es ist wichtig, im Voraus unterschiedliche Situationen durchzuspielen, um sich darauf vorzubereiten, wie in brisanten Situationen gehandelt werden könnte.

Aus Beratungen wissen wir, dass trans* männliche Personen dann als cis-weibliche Person arbeiten (müssen), andere können vielleicht als trans* männliche bzw. trans* weibliche Personen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Dir sollte dabei bewusst sein, dass als cis-weibliche oder cis-männliche Person andere Erwartungen an dich herangetragen werden als an dich als trans* männliche Person bzw. als trans* weibliche Person.

Bei sexuellen Dienstleistungen ist einzig und allein dein Geschlecht und deine sexuelle Identität ausschlaggebend, mit denen du wirbst und nicht deine wahre geschlechtliche Identität und/oder sexuelle Orientierung. So musst du dann vielleicht sexuellen Praktiken zustimmen, die du gar nicht (mehr) magst oder die dich wieder mit deinem Geburtsgeschlecht konfrontieren. Einige trans* weibliche Personen können sexuelle Dienstleistungen mit dem Penis anbieten, andere wollen ihr Geburtsgeschlecht verstecken und sind permanent darauf bedacht, dass es auffliegen könnte und müssen dabei die Angst beiseiteschieben.

Wenn du ungeoutet (nicht öffentlich bekannt) als trans* Person sexuelle/erotische Dienstleistungen anbietest, kannst du dich dabei in eine große Gefahr begeben, denn manche Freier*innen/Kund*innen können sehr aggressiv reagieren, weil sie sich getäuscht und betrogen fühlen oder sogar homo– bzw. transphob sind. Sollte der*die Freier*in/Kund*in erwarten, dass du ihn*sie* penetrierst, sei dir bei einer Hormonersatztherapie bewusst, dass du vielleicht eine Erektion nur schwer aufrechterhalten bzw. gar keine Erektion mehr bekommen kannst. Oder dass dein Geburtsgeschlecht, mit dem du dich nicht identifizierst bzw. deine noch vorhandenen oder unter gegengeschlechtlicher Hormontherapie wachsenden und schmerzemden Brüste angefasst werden. Das kann bei dir dann vielleicht unangenehme bis eklige Gefühle auslösen.

Bietest du als trans*männliche Person sexuelle/erotische Dienstleistung als cis-weibliche Person an, stellt sich hier die Frage, wie dein Auftreten, deine Haltung, dein Aussehen sein sollte und wieviel Männlichkeit dein*e Freier*in/Kund*in bzw. wieviel Weiblichkeit du verträgst. Aus Beratungssituationen wissen wir, dass viele trans* Personen unterschätzen, mit ihrem (verhassten) Geburtsgeschlecht und primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen konfrontiert zu werden.

Grundsätzlich sollte das Anbieten sexueller und erotischer Dienstleistungen immer gut überlegt sein und als anschaffende, sexarbeitende, ungeoutete (sich nicht öffentlich bekennen) trans* Person umso mehr.