Schwangerschaft, Verhütung und Kinderwunsch

Schwangerschaft und verhütung

Manche trans* Personen können schwanger werden, andere können andere befruchten und so zu einer Schwangerschaft beitragen. Manche wünschen sich Kinder, andere nicht. Grundsätzlich gilt:

  • Wer Ejakulat (Sperma) produziert, kann andere schwängern.
  • Wer einen Eisprung und einen Uterus (Gebärmutter) hat, kann schwanger werden.

Die Einnahme von Östrogenen kann dazu führen, dass sich Ejakulationen (Samenerguss) verringern. Sie kann auch zu Zeugungsunfähigkeit führen. Aber: sie ist keine sichere Methode, um eine Schwangerschaft zu verhindern!

Die Einnahme von Testosteron kann zum Ausbleiben von Eisprüngen führen. Wenn eine Person dauerhaft keine Regelblutung mehr hat, gibt es keine Eisprünge mehr, und sie kann nicht schwanger werden. Wenn man eine Schwangerschaft sicher verhindern will und Sex hat, der zu einer Schwangerschaft führen könnte, ist es trotzdem empfehlenswert, zusätzlich Schwangerschaftsverhütungsmittel (Kondome etc.) zu nutzen – eine ausbleibende Regelblutung ist kein absolut sicheres Zeichen dafür, dass man keinen Eisprung (mehr) hat!

Nicht nur gegen HIV, sondern auch gegen Schwangerschaften gibt es eine ‚Pille danach‘, die am besten innerhalb von 12 Stunden nach Schwangerschaftsverhütungspannen eingenommen werden kann. Sie ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich und verschiebt den Eisprung, so dass eine Schwangerschaft sehr unwahrscheinlich wird. Die Pille danach kostet, je nach Präparat, zwischen 15 und 35€.

Informationen zu Schwangerschaftsverhütungsmitteln findest du zum Beispiel bei der pro familia in deiner Nähe oder unter https://www.familienplanung.de/verhuetung/verhuetungsmethoden/, einem Link zur BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).

Auf die Möglichkeiten, Kinder zu bekommen, können wir hier nicht umfassend eingehen. Du kannst dich dazu zum Beispiel bei Endokrinolog*innen, Gynäkolog*innen, Trans*-Beratungsstellen oder Beratungsstellen für Regenbogenfamilien informieren. 

Mehr Informationen zu trans* und Fruchtbarkeit gibt es in der Broschüre „Trans*-Sexualität: Informationen zu Körper, Sexualität und Beziehung für junge Trans* Menschen“ von Trans* Recht e.V.

Trans* schwangerschaften

Beim Sex zwischen trans* männlichen Personen und cis männlichen Personen besteht für trans* männliche Personen nicht nur die Möglichkeit, sich mit HIV und anderen STI zu infizieren, sondern auch ungewollt schwanger zu werden. Solange die Fortpflanzungsorgane voll funktionsfähig und Sperma und Eizellen vorhanden sind, besteht grundsätzlich die Möglichkeit einer Schwangerschaft. Interne und externe Kondome stellen eine wirksame Schwangerschaftsverhütungsmethode dar und beugen auch HIV- und STI-Infektionen vor.

Grundsätzlich ist das Thema Kinderwunsch nicht nur auf cis Personen bzw. im Speziellen bei Schwangerschaft auf cis weibliche Personen beschränkt. Die Entscheidung, schwanger zu werden und ein Kind zu bekommen, ist von vielen Faktoren und persönlichen Umständen abhängig und Bedarf besonderer Überlegungen. Nicht-binäre Personen und trans* männliche Personen mit Gebärmutter und Eierstöcken können häufig schwanger werden.

Wenn eine Person Testosteron einnimmt, kann es bei einem Kinderwunsch notwendig werden, auch Östrogene einzunehmen.

Manche Brust-Operationen erschweren oder verunmöglichen es zu stillen. Du kannst dein*e Ärzt*in darauf ansprechen, wenn du dir wünschst, dass du diese Möglichkeit weiterhin hast – manchmal kann sie auch erhalten werden.

Grundsätzlich können Hormontherapien zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen. Die Auswirkungen der Hormone auf die Fruchtbarkeit sind individuell sehr unterschiedlich und die (zeitlichen) Auswirkungen nicht vorhersehbar. Hormontherapien können dazu führen, dass du dauerhaft unfruchtbar oder zeugungsunfähig wirst. Du solltest darüber vor Beginn einer Hormoneinnahme gut aufgeklärt werden, damit du auch über Möglichkeiten des Erhalts von Fruchtbarkeit entscheiden kannst. Diese können sehr teuer werden.

Für trans* weibliche Personen ist eine Kryokonservierung, das Einfrieren von Spermien, möglich und sollte möglichst vor Therapiebeginn erfolgen.

Die Möglichkeit, als trans* männliche Person schwanger zu werden, kann nur durch eine Kryokonservierung von Eizellen oder ovariellem Gewebe (Eierstockgewebe) ermöglicht werden. Durch das Absetzen der Hormontherapie kann eine Schwangerschaft unter Umständen auch spontan erzielt werden, wenn keine Gebärmutterentfernung und Entfernung von Eileitern und Eierstöcken erfolgt ist.

Eine Spende von Fremdeizellen ist in Deutschland rechtlich verboten. Eine Schwangerschaft kann nur durch die Person selbst, indem eine mögliche Testosterontherapie ausgesetzt wird, möglich werden.

Nach aktueller deutscher Gesetzgebung bleibt die Person, mit deren Spermien ein Kind gezeugt wurde, als Vater eingetragen, auch wenn ihr Personenstand weiblich oder divers ist. Die Person, die ein Kind geboren hat, bleibt als Mutter eingetragen, auch wenn ihr Personenstand männlich oder divers ist.

social freezing

Ist dein Kinderwunsch und deine Familienplanung noch nicht abgeschlossen und du eine Gebärmutter und Eizellen hast, kannst du dir Gedanken über das Einfrieren von Eizellen („social freezing“) machen. Hier findest du weitere Informationen zu social freezing.