Was ist die PrEP?
Die Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP, ist eine Möglichkeit der Prävention (Vorsorge) einer HIV-Infektion. Dabei nehmen HIV-negative Personen HIV-Medikamente ein, die sie vor einer Infektion schützen können – bei richtiger Anwendung genau so gut wie ein Kondom oder Schutz durch Therapie.
Wie wird die PrEP eingenommen?
Es gibt zwei Möglichkeiten die PrEP einzunehmen: regelmäßig und anlassbezogen.
Bei der regelmäßigen Einnahme wird eine Tablette pro Tag eingenommen.
Bei der anlassbezogenen Einnahme nimmt man einmalig 2 Tabletten auf einmal (2-24 Stunden vor dem Sex) und nach dem Sex noch 2 Tage lang je eine Tablette. Sie kann auch für einen begrenzten Zeitraum, beispielsweise im Urlaub, eingenommen werden. Dann wird nach der ersten Einnahme (2 Tabletten) täglich 1 Tablette eingenommen. Nach dem letzten Sex wird die Einnahme noch zwei Tage fortgeführt.
ACHTUNG: die anlassbezogene Einnahme wird nur für Analsex empfohlen!
Wie bekomme ich die PrEP?
Die PrEP wird von spezialisierten Ärzt*innen verschrieben, die auch begleitende Untersuchungen vornehmen – bei einer PrEP-Einnahme sollten beispielsweise regelmäßig die Nierenwerte gecheckt werden. Deshalb sollten dreimonatige Check-ups bei Ärzt*innen stattfinden. Zu Beginn müssen außerdem Tests auf HIV und Hepatitis B erfolgen, und auch im Verlauf der Einnahme werden Tests auf HIV und andere STIs empfohlen.
Ein Verzeichnis verschreibender Ärzt*innen findest Du im Internet oder bei deiner AIDS-Hilfe. Die Kosten können für Personen, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, von der Krankenkasse übernommen werden.
Wie wirkt die PrEP?
Die Wirkstoffe reichern sich unter anderem in Schleimhäuten an, die beim Sex eine Rolle spielen können. Ist ihre Konzentration hoch genug, kann sich das HI-Virus nicht mehr vermehren, wenn es in diese Schleimhautzellen eindringt.
ACHTUNG: Die PrEP wirkt nur gegen HIV! Andere sexuell übertragbare Infektionen können weiterhin übertragen werden. Außerdem verhindert sie keine Schwangerschaft. Es kann deshalb sinnvoll sein, auch mit der PrEP ein Kondom zu verwenden.
Die Wirkung der PrEP unterscheidet sich bei verschiedenen Schleimhäuten!
In der Anal- und Darmschleimhaut ist schon nach 2 Tagen genügend Wirkstoff in den Zellen, um einen Schutz zu bieten.
Zur Penisschleimhaut liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. Es kann davon ausgegangen werden, dass hier ebenfalls 2 Tage nach Beginn der Einnahme die Konzentration des Wirkstoffs ausreicht.
In der Vaginalschleimhaut dauert es mindestens 7 Tage um eine entsprechende Konzentration zu erreichen.
Wichtig: Das Einnahmeschema unterscheidet sich deshalb je nach am Sex beteiligtem Körperteil. Wer aufnehmenden Vaginalsex hat, muss ein anderes Einnahmeschema beachten als Personen, die zum Beispiel aufnehmenden Analsex haben. Für trans* Personen gibt es noch keine eindeutigen Empfehlungen. Wer mindestens 7 Tage vor dem Kontakt mit der Einnahme beginnt, geht auf Nummer sicher.
Für Personen, deren Genitalien sich verändern, muss daher besonders berücksichtigt werden, welche Schleimhäute am Sex beteiligt sind. Deshalb sollte die Einnahme der PrEP genau mit einem*einer Ärzt*in besprochen werden. PrEP-Ärzt*innen und AIDS-Hilfen sind hier die richtigen Ansprechstellen, um aktuelle Informationen und Empfehlungen zu bekommen.
Wenn es eine operative Angleichung der Genitalien gegeben hat, ist es sinnvoll, die genaue Operationsmethode zur Risiko- und Möglichkeitseinschätzung zu bedenken. Je nachdem, welches Gewebe zum Formen der Genitalien verwendet wurde, können sowohl die Ansteckungsrisiken als auch die Einnahme von PrEP unterschiedlich sein. Unabhängig davon, wie deine Genitalien aussehen, funktionieren und welchen Namen sie haben, ist es für die Wirkung der PrEP nur wichtig, aus welcher Gewebeart sie bestehen.
Aktuell sind keine Wechselwirkungen der PrEP mit Hormonersatztherapien bekannt. Das kann bei anderen Medikamenten anders sein, weshalb es sehr wichtig ist, dies mit dem*der Ärzt*in zu besprechen. Die aktuell verwendeten Wirkstoffe (Tenofovirdisoproxil und Emtricitabin) reichern sich bei trans* und cis Personen zumindest im Blut ähnlich an und sind ähnlich wirksam, wie eine erste kleine Studie aus den USA zeigt.
Die Einnahme von Testosteron kann sich aber auf die Leberwerte auswirken. Daher sollte hier unbedingt individuell entschieden werden, ob eine Einnahme der PrEP (und auch der PEP) medizinisch sinnvoll ist. Personen, die Testosteron nehmen, sollten außerdem darauf achten, dass beim Check-up der Nierenfunktion ihre Testosteroneinnahme berücksichtigt wird, da sie den Kreatininspiegel erhöhen und sonst vielleicht zu falschen Ergebnissen führen kann.
Ist PrEP das richtige für mich?
PrEP kann eine gute Möglichkeit zur HIV-Prävention sein.
Sie könnte zu dir passen, wenn du…
- Sex ohne Kondom hast oder haben möchtest, insbesondere, wenn du den HIV-Status deine*r Partner*in nicht kennst.
- Kontakt zu Körperflüssigkeiten von Personen hast, deren HIV-Status du nicht kennst oder die positiv sind.
- aus verschiedenen Gründen ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion hast.
- die Entscheidung, den Schutz vor einer HIV-Ansteckung (Prävention) selbst in die Hand zu nehmen, ohne sie mit (Sex-)Partner*innen verhandeln zu müssen.
- es dir möglich ist, regelmäßig das HIV-Medikament einzunehmen und regelmäßig zu Ärzt*innen zu gehen.
PrEP, Hormonersatztherapie und Weitere Infos in Kürze
Die Einnahme der PrEP bietet dir Schutz vor HIV bei ungeschütztem aufnehmenden oder eindringendem Anal- und Vaginal-Sex. Die Einnahme ist für alle Geschlechter und auch während und nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen anwendbar. Die PrEP ist aber keine Verhütungsmethode, sie schützt nicht vor einer Schwangerschaft.
Die PrEP verträgt sich sowohl mit einer Hormonersatztherapie als auch mit den körpereigenen Hormonen. Die PrEP verursacht, im Gegensatz zu manchen HIV-Medikamenten, keine Fettumverteilung im Körper oder im Gesicht.
Wenn du die tägliche Einnahme der PrEP beenden möchtest, solltest du die Einnahme nach dem letzten Sex ohne Barrieremethoden noch sieben Tage lang fortsetzen.
Willst du mit der Einnahme der PrEP wieder beginnen, lass dich vorher auf HIV testen. Solltest du dich in der Zwischenzeit mit HIV infiziert haben, solltest du keine PrEP-Medikamente mehr einnehmen. Das könnte zu Resistenzen führen, sodass die Behandlungsmöglichkeiten beeinträchtigt werden.
Solltest du dich mit Hepatitis-B infiziert haben, ist zu beachten, dass die PrEP das Virus unterdrücken kann. Deshalb sollte die PrEP immer täglich eingenommen werden und erst nach Rücksprache mit dem*der Ärzt*in unterbrochen werden.
